Das neue Schaufenster

Installationen, die unter die Haut gehen: Ein Koffer mit Menora und bestickter Kippa, Glasscherben und Steine auf einfachem Karton, Fotos und Dokumente aus längst vergangenen Zeiten – wer derzeit einen Blick in das Erinnerungs-Schaufenster der Mendel-Grundmann-Gesellschaft wirft, entdeckt dort verschiedene Installationen, gestaltet von 17 Schülerinnen und Schülern des Weser-Gymnasiums.

Es sind Installationen, die betroffen machen. Genau das ist die Intention der jungen Künstler. Zur offiziellen Eröffnung der Ausstellung an der Langen Straße waren nicht nur die Schüler mit ihrer Kunstlehrerin Eva Meyer-Fußwinkel gekommen, sondern unter anderem auch Schulleiter Guido Höltke, der stellvertretende Bürgermeister Ulrich Sturhahn, Ralf Steiner, Vorsitzender der Mendel-Grundmann-Gesellschaft, seine Stellvertreterin Angela Winkler sowie die beiden Vereinsmitglieder Harald Meves und August-Wilhelm König. Sie alle zollten den Gymnasiasten der Q1 Respekt für die geleistete Arbeit und die Auseinandersetzung mit einem der dunkelsten Kapitel der Vlothoer Geschichte.

„Es gab schon früher verschiedene Ausstellungen in unseren Räumlichkeiten, aber jetzt haben wir hier ein ganz tolles Projekt. Die Kooperation mit dem Weser-Gymnasium hat wirklich großartig geklappt“, sagte Ralf Steiner. Angela Winkler wies darauf hin, dass sich jede Generation mit der eigenen Geschichte auseinander setzen müsse. „Diese Schülerinnen und Schüler haben viel Zeit investiert und sogar eine Klausur zu dem Thema geschrieben“, berichtete die stellvertretende Vorsitzende der Mendel-Grundmann-Gesellschaft.

Installationen junger Künstler

Im Anschluss hatten die jungen Künstler das Wort. Jeder stellte die Installation seiner jeweiligen Gruppe kurz vor, angefangen bei den blauen Sternen, die an die jüdischen Davidsterne beziehungsweise an die Judensterne während der Zeit des Nationalsozialismus erinnern sollen. »Auf einigen Sternen sind die Namen der Vlothoer Juden zu lesen, andere sind unbeschriftet und stehen für alle deportierten und ermordeten Juden«, erklärte Fabian Hattenkerl. Andere Installationen beschäftigten sich mit dem Stammbaum jüdischer Mitbürger in Vlotho, mit dem Kaufhaus der Familie Loeb sowie mit den Novemberpogromen im Jahr 1938. „Was wir hier heute und in den nächsten Wochen sehen dürfen, ist beeindruckend. Wir dürfen die Vergangenheit nicht vergessen“, betonte der stellvertretende Bürgermeister Ulrich Sturhahn. Er habe vor 20 Jahren Stephen Hans Loeb und dessen Frau getroffen. „Er sagte zu mir, dass er froh darüber sei, die Stadt Vlotho in guten Händen zu wissen“, erinnerte sich Sturhahn an das Gespräch.

Die Installationen der Q1 sind in den kommenden Wochen im Schaufenster der Mendel-Grundmann-Gesellschaft, Lange Straße 142, zu sehen. Anlass für die Beschäftigung mit Installationen im Kunstunterricht waren die Werke der französischen Künstlerin und Bildhauern Louise Bourgeois (1911 bis 2010), die sich zeitlebens mit dem Darstellen von Erinnerungen auseinandersetzte. Besonders bekannt sind ihre sogenannten „Cells“, zellenartige Räume mit Erinnerungsstücken wie Möbeln, Bildern oder Skulpturen. Folgende Schüler der Q1 haben sich an dem Kunst-Projekt beteiligt: Evelyn Schlegel, Jeanette V.F. Martins, Rebecca Felthaus, Alina Brocks, Mira Scheidhammer, Mandy Meier, Fabian Hattenkerl, Jan-Volker Loferski, Tobias Rimpler, Nils Petersen, Aaron Billert, Joelle Klein, Pauline Tritt, Pauline Böke, Nele Dankwerth und Emely Kreft.

Autorin dieses Beitrags: Sonja Töbing

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